Über eine Trainerkollegin hörten wir von seiner Geschichte, diese hatte den jungen Rüden im Intensivtraining und hoffte auf eine gute Lösung für den Hund. Mailos Geschichte ist gerade bei den Hütehund-Rassen leider nicht ungewöhnlich und wir hoffen, dass er ein gutes Beispiel dafür ist, sich nicht von optischen Merkmalen bei der Adoption eines Hundes leiten zu lassen. Die verschiedenen Rassen wurden aus bestimmten Gründen gezüchtet und zukünftige Hundebesitzer sollten sich informieren, ob diese selektierten Eigenschaften überhaupt zu ihrer Lebenssituation passen.
Der Aussie ist natürlich ein Hütehund, bringt aber auch einen ausgeprägten Schutztrieb mit und braucht neben Beschäftigung – ganz wichtig – eine besondere Führung. Mailos Frauchen hatte vorher keinen Hund und wohnte mitten in der Stadt. Dazu kam, dass Mailo bei seinem Züchter sehr isoliert aufgewachsen ist und wenig kennenlernen durfte. Als er mit etwa 15 Wochen zu seiner Besitzerin kam, war er dementsprechend schon sehr unsicher. Hier hätte er natürlich einen souveränen Hundehalter gebraucht, am besten mit vorhandenen Hund(en), und dann wäre seine Geschichte sicherlich anders ausgegangen. Mit einem unsicheren nervösen Frauchen, die alles richtig machen wollte und jede Hundetrainingsmethode ausprobierte, war aus Mailo schnell ein nervliches Wrack geworden. Bald kamen die ersten „Angriffe“ auf Menschen, Hunde und Fahrzeuge. Und daher trug Mailo ständig einen Maulkorb.
Frauchen wurde immer unsicherer und leider versuchte sie nun mit verschiedenen Trainern nicht so tolle Methoden. Rausgehen war nun kaum noch möglich, in der lärmigen Stadtwohnung kam Mailo aber auch gar nicht zur Ruhe, zumal er zusätzlich nicht nur über- sondern auch unterfordert war. Im Rahmen des Intensivtrainings bei unserer Kollegin konnte Mailo dann das erste Mal durchatmen und es kam ein wunderbarer junger sozialer Aussie zum Vorschein!
Doch mit der ängstlichen Besitzerin konnte es nicht klappen und Mailo kam, bis zur Vermittlung, zu einer weiteren Hundetrainerin. Was dort passierte, wissen wir nicht genau, jedenfalls zeigte sich Mailo noch schlimmer als vorher, war gestresst, unglücklich und plötzlich auch noch ressourcenverteidigend. Nach 6 Monaten und erfolglosen Vermittlungsversuchen musste er dann zu Frauchen zurück. Diese hatte inzwischen einen Freund mit einer sehr besitzergreifenden Hündin, und es kam Zuhause fast zu täglichen Auseinandersetzungen zwischen den Hunden. Beide waren nun ständig in der kleinen Wohnung angebunden und mit Maulkorb versehen und trotzdem kam es zu Verletzungen. Und hier kamen wir ins Spiel, denn unsere Trainerkollegin wollte dieses Martyrium für beide Hunde dort beenden. Auf den Videos, die sie uns schickte, war ein völlig verzweifelter, mit Maulkorb „gefesselter“ Aussie zu sehen, der permanent von der Hündin attackiert wurde und sich nicht wehren konnte. Die Hündin verbiss sich sogar in seinen Kopf, weil sie den Maulkorb abstreifen konnte. Selten hat uns ein Video so sehr bewegt. Wir hätten uns nicht gewundert, wenn der völlig verzweifelte Hund aus dem 2. Stock gesprungen wäre!
Und so kam Mailo zu uns. Die erste Begegnung war – eine Katastrophe. Mailo attackierte (natürlich mit Maulkorb) nicht nur unseren Testhund, sondern auch unsere Kollegin. Doch das ist längst alles Geschichte! Aus dem enttäuschten, unsicheren Mailo ist ein offener, immer lachender, fröhlicher, absolut verspielter und sehr sozialer Rüde geworden! Zauberei? Nein, mit viel Kontakt zu unseren Hunden und viel Sicherheit, etwas Training und ein bisschen Gegenkonditionierung ist das möglich – aber Verhalten wie dieses kann nicht gelöscht werden. Das heißt, bei den „falschen“ Menschen ist Mailo vermutlich bald wieder das Nervenbündel, welches „nach vorne geht“… und daher gibt es für die Vermittlung definitiv einige Bedingungen:
die Stadt ist tabu – ein Aussie gehört aufs Land! Zumindest unser Mailo, der hier sehr entspannt geworden ist!
Kinder mag Mailo immer noch nicht gerne, beziehungsweise zeigt er sich unsicher und kontrollierend und auch hütend!
Mindestens einen anderen Hund braucht Mailo im neuen Zuhause, er ist ein Quatschkopf und Kasper und spielt und lernt gerne von/mit anderen Hunden.
Pferde wären toll, Mailo hilft gerne beim Reinholen und ist ein hervorragender Reitbegleit- und Hofhund.
Wir suchen hier definitiv hundeerfahrene Menschen, die sanft und souverän führen und Mailo zukünftig genauso viel Sicherheit geben wie wir. Stadtgänge sollten, zumindest anfangs, vermieden werden, Mailo ist schnell überfordert mit zu vielen Reizen, fängt das Hüten an und zeigt sich reaktiv an der Leine.
Wir wünschen uns für Mailo ein ähnlich freies Zuhause wie bei uns: ohne viel Druck, frei auf dem Hof, mit Kontakt zu Hunden und viel Kontakt mit seinen Menschen. Er ist ansonsten wirklich sehr gut erzogen, kennt alle Kommandos/Tricks, fährt gut im Auto mit und bleibt prima allein. Ein Hund der Spaß macht, wenn er richtige Menschen hat!
Mailo ist ein Australian Shepherd Rüde in blue-merle, ist 2021 geboren, natürlich geimpft, gechipt und kastriert. Er ist recht klein mit 52cm und derzeit etwas pummelig.